
Erinnerungen von Margarete Frahmann an ihre Arbeit auf dem Hof J. D. zu Jeddeloh
Im Jahre 1893 kam ich als Dienstmagd auf den Hof von Bauer J. D. zu Jeddeloh. Ich war 16 Jahre alt, verdiente im Jahr 75Mark. Auf dem Hof arbeiteten 3 Mägde und 4 Knechte. Die Mutter war schon alt und lange Jahre Witwe. Oft hörte man von den Leuten sagen: Wer zwei Jahre bei Jans Mutter dient, ist ebenso gut, als einer der vier Jahre beim Militär dient, weil sie noch das Hauptkommando führte. Ich habe viel gelernt, das hat mich sehr gefreut. Gearbeitet wurde von morgens 5 Uhr bis abends um 8 Uhr. Wir lernten fleißig und sparsam arbeiten mit allen Dingen. Ebenfalls christlich leben. Sonntags gingen immer 2-3 Personen zur Kirche, den anderen las Mutter die Predigt vor, das Vaterunser wurde gebetet.
Ich musste die Schweine füttern, wobei Mutter mir Anweisungen gab und mithalf. Frau zu Jeddeloh fütterte die Kälber.
Es war eine große Küche im Hause, so lang wie das große Haus breit war, aber auch kein Kochherd darin. An der hintersten Wand war in der Mitte eine Feuerbrennstelle eingerichtet, worüber war ein Kesselhaken befestigt, daran wurde der eiserne Topf gehängt oder der Wasserkessel. An einer Ecke vom Herd machte Frau zu Jeddeloh die Stuten gar. Am Speicher war ein großer Backofen angebaut. Alles Schwarzbrot mussten die beiden Großmägde backen. So zirka 2 Zentner Mehl alle 14Tage, nicht allein für Personen, die Pferde bekamen auch Brot ab, die mussten oft schwer arbeiten, denn es gehörte eine Ziegelei dabei. Eine Molkerei gab es noch nicht, so musste die Milch von den Mägden zu Butter verarbeitet werden. Es waren 8 Kühe zu melken. Die Milch wurde in steinerne Kummen (Setten) gegossen. So der Rahm oben war, ab gelöffelt und in steinerne Töpfe geschüttet, blieb dann so lange stehen, bis sie sauer und dick war. Im Sommer war sie schnell dick aber im Winter mussten die Töpfe ans Feuer gestellt werden. Dann wurde die Milch solange geschleudert, wir sagten Kamen, bis die Butter oben war. Diese wurde dann im Haushalt verbraucht und was zu viel war kam nach Oldenburg. Für ein Pfund Butter gab es 90 Pfennig bis eine Mark.
Die Kühe wurden im Sommer täglich zweimal zur Weide getrieben und wiedergeholt. Des Nachts blieben sie im Stall.
Kunstdünger gab es nicht oder nur sehr wenig. Es war schwer so viel Dünger für das viele Land zusammenzukriegen. Im Winter kam einige Wochen ein Schäfer mit seiner Heidschnucken Herde. Die weidete die Weiden und Moorländereien ab. Abends kamen die Schafe in den Dungstall, darin wurden viele Moorplacken gefahren, auch viel Laub von den Bäumen hineingebracht, damit viel Dünger zusammenkam. Maschinen gab es auch nicht. Das viele Gras für Heu musste mit der Sense gemäht werden. Dazu wurden die Arbeiterbestellt, es wurde von den Dienstboten mit hölzernen Harken und Forken bearbeitet, das nahm viele Zeit. Auch der Roggen wurde mit der Sense gemäht. Dazu wurden viele Dorfbewohner bestellt, dass das in zwei Tagen geschafft wurde. Der zweite Abend wurde zum Fest. Nach dem schönen Essen (es wurde Zinngeschirr gebraucht, blitz-blank) wurde gesungen und getanzt bis spät in die Nacht hinein. Die Arbeiterbekamen öfters ein Glas klaren Schnaps mit Sirup, davon blieben sie munter und vergnügt.
Die Frucht wurde im Winter von den Dienstboten mit dem Dreschflegel gedroschen. Immer mit sechs Personen, das klappte, und wir konnten gut Schlag halten. Zwei Jahre habe ich auf dem Hof gearbeitet. Die Erinnerung daran bleibt unvergessen.
Mit Gruß von Margarete Frahmann, geb. Reil 20.12.64
Archiv: Klaus Kruse, Jeddeloh I
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